imnotok – areyouok

imnotok – areyouok

von Club Tipping Point

Eine theatrale Beschäftigung mit der Frage nach den Ursachen und den Behandlungsmöglichkeiten von psychischen Krankheiten im interkulturellen Vergleich zwischen Afrika und Europa.

Notaufnahme einer Berliner Klinik, Nacht.

Ein Mann liegt auf dem Boden. Er ist wach. Neben ihm: eine Tüte mit grauem Mehlstaub. Wartende geben an, der Mann habe einen Löffel von dem Mehl gegessen. Eine Frau habe ihn begleitet, sie sei jedoch verschwunden. Der Arzt spricht den Mann an, er antwortet nicht.
Ein Mann und ein Mann sitzen sich gegenüber. Sie stellen sich Fragen. Über ein fremdes Land – über fremde Standards, gemeinsame Herkunft und Geschichte und über Menschen, die sagen: I‘m Not Ok!

Fotos, Videos und Audioaufnahmen werden gesichtet und ausgewertet. Ein Materialberg wird abgetragen und in seine Einzelteile zerlegt. Es wird neu dokumentiert und beschrieben, überschrieben und übersetzt.

Eine Reise, die nach Tansania führt, ins frühere Deutsch Ostafrika – in die Olduvai-Schlucht zur Wiege der Menschheit, nach Bagamoyo in die ehemalige deutsche Hauptstadt, nach Lutindi in ein psychiatrisches Krankenhaus, in dem grüne Pullover der deutschen Polizei getragen werden. Orte wechseln wie Zeiten – das Heute, das Damals, deutsche Kolonialgeschichte – deutsche Ärzte, deutsche Missionare, deutsche Kaufleute und Soldaten. Eine Geschichte der Ausbeutung. Der Körper als Missionsgebiet. Und auch die Seele?

Vor dem Hintergrund persönlicher psychiatrischer Lehrtätigkeit in Tansania und der theatralischen Beschäftigung mit dem Diskurs des Postkolonialismus unternahmen Schmidt und Gosepath im letzten Jahr eine Reise nach Tansania, um den dortigen traditionellen Umgang mit seelischen Erkrankungen jenseits westlicher Diagnose- und Therapieschemata kennenzulernen. Die Erkenntnisse zeigen: die Frontlinie hat sich geändert – die Menschen in Europa und Afrika haben gemeinsame Probleme…

Szenische Lesung: am 28.6.2017 in Vierte Welt – Wiederaufnahme 17. Oktober 2017

Texte und Lesung: Christoph Gosepath und Robert Schmidt

Video und Sound: Silvia Witte

Ausschnitte aus der Lesung und mehr zum Projekt HIER